Ich habe in meiner Schwangerschaft sehr viel über das Thema Geburt und Entbindung gelesen. Ich dachte, wenn ich mich auf alles vorbereite, kann mich nichts mehr überraschen. Pustekuchen. Mein Wunsch war eine natürliche Geburt. Doch nachdem mein kleiner Sohn zwei Wochen über der Zeit war und man versuchte mich einzuleiten, teilte man mir mit ein Kaiserschnitt wäre das Beste um Komplikationen zu vermeiden.

Sofort schoss mir alles durch den Kopf, was ich über Kaiserschnitte gelesen hatte: Die Kinder sind schlapp und antriebslos — sie werden aus ihrer natürlichen Umgebung gerissen — haben ein schwaches Immunsystem — schädigt die Mutter Kind Bindung usw.

Panik machte sich in mir breit. Ich wollte doch nur das Beste für mein Baby, aber war das Beste wirklich der Kaiserschnitt? Als unser Kleiner dann geholt wurde, wartete ich auf das Schreien. Die Minuten kamen mir wie Stunden vor und dann endlich dieser erlösende Schrei. In diesem Moment konnte ich mich nicht mehr kontrollieren. Mir liefen nur noch die Tränen über die Wangen und ich schaute zu meinem Mann. Auch er verdrückte ein Tränchen, wenn er es heute wahrscheinlich nicht zugeben würde.

Man hielt unsern Sohn kurz über das Tuch und nahm ihn dann zum ersten Check mit. Alles gut! Als ich ihn endlich auf die Brust gelegt bekam und ihn mir ansah, war mir klar: Diesen kleinen Menschen würde ich bis zum Ende meiner Lebtag mit Liebe überschütten und beschützen.

Nach der Geburt teilte man mir mit, dass er mit seinem Kopf nicht richtig in mein Becken reingerutscht war und es wahrscheinlich so oder so auf einen Kaiserschnitt hinausgelaufen wäre, da sein Köpfchen zu groß für mein Becken sei. Eigentlich hätte ich mit dieser Aussage abschließen können, es war ja nicht anders möglich. Na ja, die Betonung liegt auf: Hätte!

Ich war zwar überglücklich meinen kleinen Schatz im Arm zu halten, aber wenn ich ihn ansah hatte ich ein schlechtes Gewissen. Wieso war ich nicht in der Lage gewesen ihm eine „normale Geburt“ zu schenken? Hatte ich ihm eines besonderen Erlebnisses beraubt? Machte mich das zu einer schlechten Mutter? Würde er dadurch sein Leben lang Defizite haben wie z.B. ein geschwächtes Immunsystem?

Es machte es auch nicht grade einfacher wenn man von Besuchern hörte: oh Kaiserschnitt, dann musst du ganz dringend mit deinem Kind zum Osteopathen nicht das es Wirbelschäden hat. Oder mein Mann erzählte, dass sich zwei Bekannte über meine Entbindung unterhielten und als das Wort Kaiserschnitt fiel sagte einer: Oh die Arme, das ist ja nicht so gut!
Ich weiß die Leute meinten es nicht böse, aber es traf mich doch sehr (Obwohl die Ärzte und das Krankenhaus super waren, nagte es an mir, das mein Kind per Kaiserschnitt kam).

Zum Glück hatte ich eine wunderbare Hebamme. An dieser Stelle möchte ich mich auch einfach mal ganz herzlich bei ihr bedanken. Sie machte nicht nur einen richtig guten Job, nein sie hat mich auch ganz viel emotional und seelisch unterstützt und dafür bin ich ihr so dankbar. Ich sagte ihr ganz offen meine Bedenken und sie sagte mir: „Dein Kind ist gesund und munter und trinkt super. Er hatte keine Anlaufschwierigkeiten und ist so entspannt. Du hast alles gemacht was du konntest. Du hast drei Tage lang Wehenmittel bekommen. Dein Baby war darauf vorbereitet, das etwas kommt.“ Es ist komisch, aber das beruhigte mich.

Heute kann ich mit Bestimmtheit sagen: Der Kaiserschnitt hat sich nicht negativ auf mein Kind ausgewirkt. Ich bin auch nicht weniger Frau, weil mein Kind nicht natürlich zur Welt kam. Mein Leben lang werde ich eine Narbe tragen die zeigt, dass ich meinem Kind das Leben geschenkt habe. Auch wenn die Entbindung schneller ging, als eine natürliche Geburt, habe ich trotzdem genau so viel geleistet. Ich habe nach der Entbindung Schmerzen ignoriert um für mein Baby zu sorgen. Deshalb kann ich nur sagen: egal ob natürliche Geburt oder Kaiserschnitt, Mütter sind Heldinnen, weil sie ihren Kindern das Leben geschenkt haben!

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