Mami Mara: Du bist seit fast einem halben Jahr wieder mitten im Arbeitsleben, wie lange warst du in Elternzeit?

MamaK: Ich war genau ein Jahr in Elternzeit 

Mami Mara: Was war deine größte Sorge vor deinem Wiedereinstieg?

MamaK: Lange Zeit war es das Stillen. Das hat sich dann aber etwa drei Monate vor meiner Rückkehr ins Arbeitsleben von selbst geregelt.

Tatsächlich kann ich gar nicht sagen, was meine größte Sorge war. Einerseits natürlich wie sich die Arbeir auf unsere Bindung auswirkt. Ich hatte große Angst, dass unsere Tochter sich von mir verlassen oder im Stich gelassen fühlt. Andererseits hatte ich Sorge , wie ich das kräftemäßig schaffe. Zu der Zeit habe ich noch nachts gestillt.

Mami Mara: Wie habt ihr das mit der Betreuung eurer Tochter geregelt?

MamaK: Wir haben die Möglichkeit, dass die Omas jeweils auf sie aufpassen. Außerdem kann mein Mann sich einen Tag in der Woche herausarbeiten. Also hat sie unter der Woche auch einen Papa-Tag.

Mami Mara: Hattest du bedenken deine Tochter abzugeben und haben sich deine Bedenken erfüllt oder ist es doch ganz anders gekommen?

MamaK: Ja, ich hatte große Bedenken. Wir haben zwar darauf geachtet, dass sie schon vorher  zu den Omas eine gute Bindung und ein Vertrauensverhältnis aufbauen konnte, aber ich war immer dabei. Die Babymaus war maximal zwei Stunden mit den Omas alleine und keinen halben oder ganzen Tag.

Der erste Umschwung war schon intensiv. Aber glücklicherweise hat es tagsüber gut funktioniert.  Nachts hat sie die Nähe zu mir anfangs nachgeholt. Das hat sich aber nach einigen Wochen auch gegeben.

Mami Mara: Wie bist du mit dem neuen Wochenplan zurecht gekommen?

MamaK: Ehrlich gesagt, nicht so gut. Ich arbeite nur 20 Stunden in der Woche und fühle mich oft wie ein Oktopus, der Spagat machen soll. Ich kann schon mit zwei Beinen keinen Spagat, wie dann in noch mehr Richtungen?

So langsam haben wir uns eingegroovt. Es brauchte aber Zeit und ich muss noch immer lernen, mich nicht unter Druck zu setzen. Für mich ist das Wichtigste  möglichst viel Zeit mit der Babymaus zu verbringen.  Wenn dabei der Haushalt unter der Woche auf der Strecke bleibt, dann erledigen wir es am Wochenende als Team.

Mami Mara: Hat sich etwas dadurch in der Beziehung zu deinem Mann und dir und deiner Tochter und dir verändert?

MamaK: Ja und nein. Im Job muss ich vieles auf Abruf wissen, das bedeutet volle Konzentration.  Oft schlaucht mich das sehr. Dann bin ich leider zu Hause auch schonmal ungeduldiger, als ich möchte. Aber wir versuchen alles als Team anzugehen. Mein Mann ist da eine große Hilfe, er nimmt mir oft den Druck und unterstützt mich auch im Haushalt.

Zur Babymaus habe ich nach wie vor eine enge Bindung. Natürlich hätte ich gerne mehr Zeit für sie und mit ihr. Umso intensiver und schöner versuche ich, die gemeinsame Zeit zu gestalten.

Mami Mara: Was würdest du anderen Müttern empfehlen die wieder arbeiten gehen?

MamaK: Macht euch nicht verrückt. Kinder sind zäh und gewöhnen sich schnell an neue Umstände.

Außerdem: lasst euch nicht täuschen. Gerade in social Media sieht man häufig die Mamas, die um 8 Uhr schon gebügelt haben, die Wohnung geputzt und top gestylt mit Foto-Frühstück in die Kamera reden.

Keiner kriegt es perfekt hin. Such den Weg, mit dem ihr gut klarkommt. Ihr müsst euch gut fühlen. Vergleicht euch nicht.

Mami Mara: Hand aufs Herz, wenn du die Möglichkeit hättest zu wählen, würdest du lieber drei Jahre Elternzeit nehmen oder wieder nach einem Jahr ins Arbeitsleben einsteigen?

MamaK: Definitiv drei Jahre Elternzeit

Mami Mara: Was sollten sich Eltern die ihre Kindern von den Großeltern betreuen lassen gut überlegen?

MamaK: Ich denke, Ehrlichkeit und offene Kommunikation sind wichtig.  Natürlich dürfen Kinder bei den Großeltern auch etwas, was sie bei Mama und Papa nicht dürfen. Trotzdem sollte es Grenzen geben und alle an einem Strang ziehen.

Wir haben z.B vorher das Gespräch gesucht und Punkte, die uns besonders wichtig sind angesprochen.  Das hilft sehr.

Mami Mara: Was denkst du ist das wichtigste für eine starke Bindung bei Mutter und Kind?

MamaK: Liebe und Vertrauen.  Wenn die Kinder wissen, dass Mama immer für sie da ist und immer wieder kommt, dann fühlen sie sich auch woanders wohl.

Mami Mara: Wie weit ist man auf die Hilfe des Partners beim Wiedereinstieg angewiesen?

MamaK: Ich brauchte viel Hilfe. Einerseits mental. Mein Mann hat mir oft gut zugeredet und zugehört. Wir hatten es so geregelt, dass mein Mann seinen zweiten Monat Elternzeit hatte als ich wieder anfing zu arbeiten.  Dadurch hat er mir im Haushalt einiges abgenommen. Außerdem durfte ich am Wochenende auch mal länger schlafen. Der neue Rhythmus in Verbindung mit einigen schlechten Nächten hat mich viel Energie gekostet.

Am wichtigsten finde ich, dass man Rücksicht nimmt. Mein Mann hat sich auch nach drei Monaten nie beschwert, dass ich noch nicht den Dreh raus hatte wie ich alles am ehesten schaffe (Haushalt, Arbeit, Mamasein, Frau-sein,… etc). Das hat mir sehr geholfen. Man macht sich als Mama oft selbst schon genug verrückt.

Mami Mara: Vielen Dank für deine ehrlichen Worte und das du uns an deinem Gedanken hast teilhaben lassen.

1 Kommentar

  1. Liebe MamaK,
    ich kann deine Gefühle komplett nachvollziehen. Dein Vergleich mit dem “Oktopus, der Spagat macht” bringt es bei manchen Situationen echt auf den Punkt. Tolles Interview! Vielen Dank!

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