Manchmal werde ich gefragt ob ich noch ab und zu an meine Fehlgeburt denke.

Ja, ich denke oft daran. Erst heute saß ich in dem Zimmer von meinem Großen und wischte mir, während ich aufräumte, ein paar Tränen aus dem Gesicht, weil ich an mein Baby dachte. Keine meiner Schwangerschaften war ungeplant. Ich musste mich nicht mit der Situation arrangieren oder hatte Angst, dass sich mein Leben verändert. Ganz im Gegenteil. Ich hatte den sehnlichen Wunsch ein eigenes Kind zu bekommen, einen Menschen, der etwas von meinem Mann und mir in sich trägt.

Wenn ich an unser verlorenes Baby denke, fallen mir die Freudentränen beim positiven Schwangerschaftstest ein, der erste Strampler den ich gekauft habe, um meinen Mann zu überraschen und sein Lächeln als er die Nachricht verstand. An die Aufregung beim ersten Ultraschall. Ich denke daran, wie ich jeden Abend mit dem Baby geredet habe, und wie unfassbar glücklich ich war. Ich denke an die Schmetterlinge, die ich im Bauch hatte.

Und dann denke ich an den Moment als mir der Boden unter den Füßen weggerissen wurde. Als meine scheinbar perfekte Welt plötzlich in Scherben lag.

Heute fünf Jahre später habe ich zwei wundervolle Söhne, die mich so glücklich machen und meinem Leben neue Farben geschenkt haben. Die mich jeden Tag zum Lachen bringen und mir zeigen, wie sehr sie mich von ganzem Herzen lieben. Zwei Menschen die auch ich so sehr liebe wie ich noch nie jemanden geliebt habe.

Und dennoch denke ich oft an mein erstes Baby und daran, was und wie es wohl geworden wäre. Ob es vielleicht mein Lächeln und die Haarfarbe seitens Papas gehabt hätte? Was wohl seine Persönlichkeit ausgemacht hätte?!

Ich frage mich, ob ich ein anderer Mensch wäre, wenn mir diese Erfahrung erspart geblieben wäre oder ob ich eine andere Sicht auf manche Dinge gehabt hätte.

Doch der Verlust dieses Kindes, hat die Wertschätzung für die anderen beiden definitiv ins unendliche wachsen lassen.

Also sitze ich manchmal abends da und mir laufen Tränen, weil der Schmerz noch in einer Ecke meines Herzens sitzt und dann gehe ich zu den zwei kostbarsten Geschenken, die ich in meinem Leben erhalten habe, streichele ihre Köpfchen und gebe ihnen einen Kuss und bin dankbar dafür, dass sie bei mir geblieben sind.

Foto: Wort & Bild Verlag/Selina Pfrüner. 

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