Dass die Wahrscheinlichkeit für einen Kaiserschnitt nach einem vorherigen erhöht ist, war mir bewusst, dennoch wollte ich nach Möglichkeit spontan entbinden. Deshalb habe ich vorab alles versucht um die Geburt in Gang zu bringen – von Akupunktur bis hin zu Schüßlersalzen und Nelkenöl. Leider tat sich nichts.

Bei der letzte Kontrolle empfahlen uns die Ärzte einen geplanten Kaiserschnitt, um mögliche Risiken auszuschließen. Und da wir bei der Geburt unseres Erstgeborenen sehr gute Erfahrungen mit dem Krankenhaus gemacht hatten, wollten wir auf die Empfehlungen der Ärzte hören. Wenn also das Baby bis Montag nicht von allein auf die Welt käme – jetzt war Donnerstag – sollte es also“ the same prozedure as last time“ werden.

Etwas mulmig war mir schon. Der letzte Kaiserschnitt verlief zwar super aber viele Kommentare aus meinem Umfeld, die eher negativ eingestellt waren, hatten mich doch ein wenig verunsichert.

Das Baby kam jedenfalls nicht. Wir sind also Montags ins Krankenhaus zur Vorbereitung. Es wurde ein PCR-Test wegen Corona gemacht und nochmal ein Arzt- und Anästhesiegespräch geführt. Ich bekam noch einen Magenschutz mit und dann durfte ich erstmal noch nach Hause. Wenn sich diese Nacht nichts tun würde, hätten wir morgen unser Kind per Kaiserschnitt auf jeden Fall im Arm. Den Nachmittag nutzte ich, um noch einiges vorzubereiten und meine Kliniktasche nochmal durchzugehen und auch die Tasche für meinen Mann zu packen (wir hatten die Zusage für ein Familienzimmer). Außerdem musste ich noch den Koffer für unseren Großen bereitstellen, denn er sollte für die nächsten Tage zu Oma und Opa.

Wir bestellten uns abends was zu essen und versuchten ihn so gemütlich es ging ausklingen zu lassen, mit gaaaanz vielen Kuscheleinheiten. Ich war schon sehr nah am Wasser gebaut- die Aufregung und der Gedanke, dass ich meinen Erstgeborenen ein paar Tage nicht sehen werde (Besuch war aktuell ja nicht erlaubt), belasteten mich mehr als ich dachte. Deshalb genoss ich diesen Abend ganz besonders – unseren letzten Abend zu dritt.

Am nächsten Morgen war ich schon um 4.00 Uhr wach und so gerne ich die Augen nochmal zu machen wollte, ließ es die Aufregung nicht zu. Ich nutzte die Zeit zur Pflege. Ich duschte und machte mich in aller Nervosität für den Tag fertig (wer weiß wann ich die nächsten Tage dazu kommen würde). Dann weckte ich unseren Zwerg und wir kuschelten nochmal ausgiebig, bevor ich ihn fertig machte. Wir brachten ihn zu Oma und Opa – der Abschied fiel mir sehr schwer.  Im Krankenhaus angekommen (um 9.00 Uhr) hieß es, dass es noch etwas dauern würde, bis die OP stattfinden könnte. Man schätzte auf ca. 11.30 Uhr. Um mich von meiner Aufregung abzulenken, konzentrierte ich mich lieber auf mein Hungergefühl.

Mein Mann zeigte sich solidarisch und hatte auch noch nichts gegessen. Irgendwann kam die Hebamme rein, eine nette oft lachende Dame mit wilden Locken und einem südländischen Akzent und teilte uns mit, dass die Operation definitiv nicht vor 13.00 Uhr stattfinden würde. Mir war mittlerweile ganz schlecht vor Hunger.

Ich sagte meinem Mann, dass wir ja nicht beide hungern müssten. Er solle nur nicht vor mir essen. Er ging in die Cafeteria und ich versuchte einen Augenblick meine Augen zu schließen. Doch leider ohne Erfolg. Genau neben an war noch ein Kreißsaal und in der war mit meinem mit einem sehr hellhöriges Bad verbunden. Und während die Frau nebenan in den Wehen lag, saß ihr Mann auf dem Topf und musste mal GROß – das war wirklich leider nicht zu überhören ; ) Skurrile Situation….

Gegen 14.00 Uhr wurde ich dann endlich abgeholt. Ich war sehr nervös, obwohl ich den ganzen Ablauf noch gut kannte. Meine Hände waren kalt und ich versuchte unter meiner FFP2 Maske so gut es ging zu atmen. Nachdem ich einen zweiten Zugang in der anderen Hand hatte und schon verkabelt war, wollte man mich gerade für die Spinalanästhesie vorzubereiten; doch dann kam eine Ärztin und teilte mir mit, dass sie den OP für einen Notkaiserschnitt benötigten. Also zurück marsch marsch. Aber dafür hat man ja Verständnis.

Ich wurde wieder zu meinem Mann gebracht, der schon voll in grünem Ornat dastand. Während wir warteten, tat sich im Kreißsaal wieder was. Die Frau war erst noch voll in den Wehen als plötzliche Ruhe eintrat und dann dieses kleine aufgebrachte Babyschreien durch den Raum zu uns rüber tönte. Beeindruckend, allein das Hören machte mir eine Gänsehaut und mir kullerten die Tränen. Gleich würden auch wir unser zweites Kind hören können.

Gegen 15.00 Uhr wurde ich dann wiedergeholt. Ich wurde wieder vorbereitet und als die Anästhesie saß, wurde ich noch mit einer Wärmedecke abgedeckt. Man gab mir Sauerstoff, da es unter der Maske schwer zu atmen war. Mein Mann wurde reingeholt und setzte sich an meinen Kopf. Er hielt mich liebevoll und war ganz bei mir. Nun ging es los. Es wurde an mir geruckelt und gezogen, mein Körper bewegte sich hin und her und ich wartete einfach nur auf den erlösenden Schrei. Dieses Mal kam es mir endlos vor bis zu dem Moment, als unser Sohn seinen ersten Laut von sich gab.

Ich war erleichtert. Sofort brachte ihn die Hebamme und zeigte ihn uns. Danach nahm sie ihn wieder mit um zu schauen, dass es ihm gut geht und brachte ihn dann für 15 min zu uns zurück. Dadurch das ich die Maske aufhatte und man ihn mir nur an den Kopf legen konnte war meine Sicht ziemlich eingeschränkt, aber ich habe den Moment voll genossen. Nachdem mein Mann mit dem Kleinen und der Hebamme dann erst mal für weitere Untersuchungen gegangen war, wurde ich noch zugenäht. Das OP-Team war die ganze Zeit sehr lieb und hielt mich über jeden Schritt auf dem Laufenden.

Da ich durch die Anästhesie noch Brust abwärts betäubt war, kam ich erstmal für 2h in den Kreißsaal, wo ich unseren süßen Knirps das erste Mal richtig bestaunen durfte. Die ersten Kuscheleinheiten mit unserem kleinen Bauchbewohner! Das war ein ganz besonderer Moment für uns als Eltern. Mein Mann sagte mir wie stolz er auf mich sei und ich war ihm dankbar das er mir so gut und liebevoll beigestanden hatte. Wir hatten es gemeinsam geschafft. Wir hielten unser kleines neues Glück endlich in den Armen.

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