In Zeiten von Insta und Co. sieht man immer nur Bilder von den perfekt gestylten Müttern, die nach der Entbindung strahlen und überglücklich sind.
Ja auch ich war nach der Entbindung überglücklich meinen kleinen Schatz im Arm zu halten. Zwar nicht top gestylt aber hey was soll’s und dann kam der Babyblues!

Was ist der Babyblues? Nichts anderes als Stimmungsschwankungen nach der Geburt (aufgrund von Hormonveränderungen), die allerdings auch in Wochenbettdepressionen umschlagen können. Man muss die Geburt erstmal emotional verarbeiten. Angeblich sollen stillende Mütter weniger davon betroffen sein. Ich hatte zum Glück wirklich nur den Blues.

Bei mir fing er am dritten Tag nach der Entbindung an. Ich sah dieses perfekte kleine Geschöpf auf meinem Arm und fing einfach an zu weinen. Es gab eigentlich keinen Grund. Ich konnte nicht mal deuten, ob es Freudentränen oder Tränen der Trauer waren. Irgendwie eigenartig, ich war glücklich und traurig zu gleich. Das machte mir Angst. Zwar wusste ich, dass man nach der Entbindung den Babyblues bekommen kann aber, wenn man seine Gefühle nicht einordnen kann ist es wirklich schwer sich selbst zu verstehen.

Mein Mann sagte z. B. am dritten Tag, daß ich mal keinen Besuch bekommen soll um mich auch mal auszuruhen, nach dem wir zwei Tage Full House hatten. Das knickte mich dermaßen, obwohl es nur lieb von ihm gemeint war. An dem Tag, an dem wir aus dem Krankenhaus kamen, zog ich unseren kleinen Sohn für die Heimfahrt an. Mir fiel nicht auf, dass das Bündchen der Hose etwas zu eng saß. Beim Wickeln sah mein Mann dann, dass unser Kleiner einen leichten Abdruck am Bauch hatte und fragte mich in einem etwas forscheren Ton wie mir sowas nicht auffallen kann!

Ich habe die ganze Heimfahrt geweint, weil mich das so getroffen hatte und ich war wütend und traurig zu gleich. Wütend, weil ich dachte dass mein Mann mich für eine schlechte Mutter hielt und traurig, weil ich dachte ich hätte unserem Sohn wehgetan. Mein Mann dachte auf der Heimfahrt gar nicht mehr darüber nach und mein Sohn schlief seelenruhig hinten im Auto. Aber ich weinte und weinte.

Ich kann euch beruhigen, nach ein paar Tagen waren die Stimmungsschwankungen bei mir weg und mir half es besonders dass ich über die Geburt mit meiner Hebamme sprechen konnte. Die größte Angst war für mich, eine schlechte Mutter zu sein, aber meine Hebamme bestätigte mir immer wieder, dass ich alles gut mache. Ach tat das gut!

Seit dieser Erfahrung versuche ich besonders achtsam bei anderen zu sein, wenn sie frisch entbunden haben. Vorsichtig versuche ich nachzuhören wie es ihnen emotional geht und sie darin zu bestärken was sie Tolles leisten.

1 Kommentar

  1. Ein toller und sehr ehrlicher Erfahrungsbericht.

    Außerdem: Wer ist schon perfekt? 😉 Man wird auch oft durch 1000 Ratschläge verunsichert.

    Mach weiter so! Deine Hebamme hatte Recht: Du machst das gut.

Hinterlasse einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert